Sonntag, 19. April 2009

Bin ich Feministin? Und wenn ja, wieviel?

Ich stöbere an diesem Sonntag schon ein Weilchen durchs Netz. Gerade bin ich bei der mädchenmannschaft kleben geblieben und grüble nun über folgenden Satz:

Für eine bessere Vernetzung der (weiblichen) Websphäre listen wir jede Woche auf, was unsere deutschspachigen Kolleginnen und Kollegen über die Woche so melden und tun. Wenn du selbst ein Blog zu Gender- und Feminismusthemen hast, sag unter mannschaftspost(at)web.de Bescheid.


Ich grüble deswegen, weil ich mir schon länger immer wieder die Frage stelle, ob ich eigentlich Feministin bin oder nicht. Auf meiner Amazon-Wunschliste ist u.a. das Buch "Wir Alphamädchen" (wenn ich das richtig überflogen habe drei Autorinnen, die auch das mädchenmannschaft-Blog füttern), noch nicht gelesen, weil demnächst erst das Taschenbuch erscheint. Dem Klappentext nach zu urteilen ist es gut möglich, dass ich Feministin bin. Also Feministin 2.0 - nicht gegen Männer, sondern mit ihnen.
Mein Alltag aber ist irgendwie so gar nicht feministisch.
Im Grunde bin ich emanzipierter erzogen, als ich es nun lebe:

oderso30, zwei Kinder, finanziell (noch) abhängig vom Mann. Talent an vielen Baustellen, aber nichts Handfestes vorzuweisen um auch nur annähernd einen Gedanken an "Karriere" zu wagen. Kinder großziehen mit Leib und Seele, Haushalt weniger enthusiastisch aber eben auch dauerhaftes Alltagsanhängsel. Ich schmink mich ab und an und rasier mir Beine, Achseln und Intimbereich. Benutze Anti-Ageing-Cremes und phantasiere manchmal still, wie schön es wäre 20 Kilo weniger zu haben. Neuerdings besitze ich sogar die komplette Palette an Nagelpflegegedöns, weil ich nach 30 Jahren endlich das Nägelkauen („Krallen stutzen“ wie es die Therapeutin damals nannte) dran gegeben habe.
Ich mag Charlotte Roche, aber habe "Feuchtgebiete" nicht zu Ende lesen können. Ich hab diese "hab mich lieb"-Mädchenmacke und mir letztes Jahr in einer Selbsthilfegruppe für Frauen mit Burn-out von einer Tafel "Ich habe ein Recht darauf, angehört und ernst genommen zu werden." und "Ich habe das Recht mit Respekt behandelt zu werden" abgeschrieben.
Ich hab sogar Angst, wegen einer Jüngeren und Hübscheren verlassen zu werden und dem Mann heute Morgen angeboten, er könne sich mittags hinlegen, wenn ich ausschlafen darf (für mein Gewissen).
Immerhin, ich weigere mich dem Mann Brote für die Arbeit zu schmieren und mein Körper gehört auch mir (was einfach ist mit 20 Kilo übergewicht)!

Und zack. Würde Alice Schwarzer für einen Vortrag über missglückte Emanzipation googeln und das hier lesen, ich bin mir sicher, ich wäre die Ideal-Besetzung für ihre Power-Point-Präsentation. (Naja, zumindest meine Mutter wird sich wohl schon so manches Mal gefragt haben, wofür sie in den 68-ern gekämpft hat.)

Mein Lebens- und Alltagsmodell ist nicht feministisch. Meine Gedanken und Wertevorstellungen sind es schon. Ich bin Elternbeiratsvorsitzende im Kindergarten und setze mich dafür ein, dass auch ein katholischer Kindergarten KiBiz nicht dogmatisch nach alten Rollen- und Wertevorstellungen auslegt. Ich schreibe Leserbriefe, treffe mich mit Lokalpolitikern und verhalte mich alles andere als still, wenn unser hiesiger Jugendamtsleiter mal eben allen Müttern / Eltern die Kompetenz abspricht Kinder groß zu ziehen. Oder der Stern (was den allerdings wenig interessiert hat).
Ich diskutiere täglich mit einem 5-Jährigen, für den grad alle Mädchen super doof sind und der meint, im Kommandoton Apfelschorle bei Muttern ordern zu müssen – ich bemühe mich, mit der Erziehung meiner Jungs meinen Teil für eine gerechtere Gender-Thematik beizutragen.
Ich betrachte meine finanzielle Abhängigkeit vom Mann als vorrübergehende Nebenwirkung des Spagats zwischen meiner persönlichen Vorstellung, wieviel Platz meine Kinder in meinem Leben haben sollen und der Möglichkeit dies mit einem eigenen Einkommen zu verbinden.
Ich bemühe mich, nicht in (Frauen-)Klischees zu denken und kann jedes Lebens- und Rollenmodell respektieren und verstehen, solange die Frau die es lebt darin überwiegend glücklich ist.

Tja. Und nun? Bin ich Feministin? Und wenn ja, wieviel?

Vielleicht weiß ich im Juni mehr, wenn ich dann die Taschebuchausgabe von "Wir Alphamädchen" gelesen habe ;)

kims gezwitscher

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