Samstag, 2. Mai 2009

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Würde jemand fragen, was so meine zentrale Baustelle im Leben ist, das Thema Nummer Eins, das immer mal wieder eine bedeutende Rolle spielt, würde ich wohl antworten: Einsamkeit.
Das auszusprechen ist nicht leicht, weil es die Menschen verschrecken könnte, die eigentlich sehr nah an mir dran sind. Zu sagen "ich bin einsam" ist ein bisschen so wie über Probleme beim Sex zu sprechen. Es schadet eher, als dass es hilft, baut unsichtbare Erwartungshaltungen, erzeugt Druck, letztendlich Distanz und endet wieder im eigentlichen Gefühl "das klappt nicht zwischen uns" oder eben "ich bin einsam."

Klar, Einsamkeit gehört zum Leben. Sie zu erlernen und auszuhalten ist ein wichtiger Schritt zu sich selbst. Aber sie ist eben auch nur dann konstruktiv, wenn am Ende so einer Phase ein bisschen mehr "Selbst" steht.

Ich bin jetzt 30. Und es fühlt sich so an, als ob sich dieses Lebensthema für mich so langsam aufdröselt, herauskristallisiert warum Einsamkeitsgefühle und das permanente Wissen darum nirgendwo wirklich dazuzugehören eben nicht nur Phasen sind, sondern Dauerzustand seit 30 Jahren ist. Und das, obwohl ich offensichtlich nie ein einsamer Mensch war, kommunikativ bin, Klassensprecherin war, nie Außenseiterin, immer eine handvoll wichtiger und liebenswerter Menschen an meiner Seite hatte und stets offen dafür, neue Menschen kennenzulernen.

Die aktuelle Geo Wissen beschäftigt sich mit dem Thema "Wer bin ich? - Lebenslauf-Forschung: Was die Persönlichkeit prägt."
Darin habe ich einen Satz gefunden von Petra Meibohm, 33, die in einem kurzen Text berichtet wie es für sie war mit 27 Jahren von ihrer Adoption zu erfahren.

Dieser Satz beschreibt so wunderbar den Schlüssel, den ich in den letzten Wochen gefunden habe für diese dunkle, bis dato versperrte und rätselhafte Kiste "Einsamkeit".
Sie schreibt:

Ich kenne jetzt die Ursachen für vieles, was mich jahrelang irritierte. Beispielsweise hatte ich immer das merkwürdige Gefühl, ich sei anders, als ich nach außen hin wirke - manchmal war ich deshalb im Umgang mit anderen Menschen gehemmt.
Ich erkläre mir das heute so: Meine genetischen Anlagen haben anscheinend nicht so recht zu meinen anerzogenen Eigenschaften wie Mimik und Gestik gepasst.


Petra Meibohm und mich unterscheidet, dass ich schon immer gewusst habe, dass ich "nicht in Mamas Bauch war", wie es meine Adoptivmutter mir erklärt hat, im Gegensatz zu meiner älteren Schwester und dem jüngeren Bruder. Ich weiß also seitdem ich denken kann, dass ich kein Teil dieser Familie bin, kein genetischer. Ich hab das immer als normal empfunden und sehr stark nach außen verteidigt, dass es eben nur genetisch ist, dass ich aber ansonsten sehr wohl gleichberechtigter Teil der Familie bin und die Adoption keine Rolle spielt.

Vielleicht muss ich mich dem endlich stellen, um doch irgendwann mal irgendwo dazuzugehören......

kims gezwitscher

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